Heiliges Grab in Pullenreuth
Der kleine Steinwaldort Pullenreuth war bis in die Mitte der 60er Jahre weit in der Region bekannt. Am Karfreitag wurde nämlich ein kunstvolles Heiliges Grab in der Pfarrkirche Sankt Martin aufgebaut. Die Fenster waren verdunkelt, nur in der kulissenartig dargestellten Grabeshöhle flackerten farbige Glaskugeln, welche von hinten jeweils mit einer Kerze beleuchtet wurden. Unter dem Altartisch, einem Felsengrab ähnlich, lag der verstorbene Heiland, fast in Lebensgröße, aus Holz geschnitzt. Über der unteren Etage war ein zweiter Teil mit Bögen, die sich nach hinten verengten. Hier wurde die Auferstehung dargestellt und das Allerheiligste ausgesetzt. Eine bemalte Leinwand, auf der Jerusalem dargestellt war, füllte den gesamten Altarraum aus.
Auf nähere Daten, wie die Herstellung und Erweiterungen, gehe ich hier nicht näher ein. Hier verweise ich auf die Beiträge in den Büchern „Wir am Steinwald", wo kompetente Leute berichten.
Aufgebaut war das Ganze auf einem Balkengerüst, welches damals neben den Grabkulissen im noch vorhandenen Pfarrstadel das Jahr über eingelagert war.
So Mitte der 60er Jahre war das Kunstwerk das letzte mal in der Kirche zu sehen. Warum? Die Liturgie hat sich nach dem Konzil geändert. Ein zweiter Grund war, dass die Kirche innen renoviert wurde, und man die Wände mit den an der Wand verkeilten Balken nicht beschädigen wollte. Auf verschiedenen Scheunenböden und Speichern verbrachte das Kleinod viele, viele Jahre.
Norbert Reger, der eifrige Vorsitzende der Gesellschaft Steinwaldia, war es, der vor vielen Jahren es anleierte, dieses Grab wiederherzustellen. Leider biss er bei dem damaligen Pfarrer auf Granit, bzw. scharfen Gegenwind. Ohne Unterstützung und Zustimmung von kirchlicher Seite ist so eine Aktion nicht durchführbar. Doch die Zeit arbeitet manchmal auch für die gute Sache! So nahm Reger nach verstrichenen Jahren sich der Sache wieder an. Der derzeitige Pfarrer und sogar der Bischof waren ab jetzt mit im Boot. Architekt Hörl nahm sich auch planerisch der Angelegenheit an. Und wieder war es Norbert Reger, der etliche geldgebende Stellen fand und anzapfte. So kam es, dass nach einem ausführlichen Gutachten und Ausschreibung, die Teile des Grabes 2019 in einer Firma für Restauration in Parsberg landeten. Ob bis Ostern 2020 diese Restaurierung fertig ist, weiß man bis heute (Dez.19) noch nicht.
Besichtigung für die Öffentlichkeit.
Eine zuschussgebende Stelle machte es zur Auflage, dass dieses Kunstwerk ganzjährig für die Öffentlichkeit zugängig sein soll. So ergab es sich, dass dankenswerterweise, der Weiß-Saal zur Verfügung stand. Hier schuf man einen separaten Zugang von der grünen Mitte her. Dieses Vorhaben wurde über die Gemeinde von der ALE mit hohem Zuschuss gefördert.
Jetzt sind die Holzfachleute von der Steinwaldia gefordert, das Traggerüst für das zweigeschossige Heilige Grab zu erstellen.
Geteilte Meinungen.
Dass es für jedes Vorhaben ein Für und Wider gibt, ist natürlich. Vor allem an Stammtischen kommen da oft Sachen heraus, die von den Tatsachen weit entfernt sind, aber jeder kann seine Meinung äußern. Wegwerfen, verbrennen, altes Graffl, sind schon manchmal die Äußerungen.
Ich vertrete die Meinung, dass ein solches, von unseren Vorfahren in schweren Zeiten erstelltes, historisches und kulturelles Gut unbedingt wert ist, es der Nachwelt zu erhalten! Ganz gleich ob man mit Religion oder Glauben was am Hut hat. Wenn es mal fertig ist, kommen bestimmt Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung, um es zu besichtigen.
Miniatur-Modell.
Mein Vater der Schuhmacher Hans Spörrer, war als Bastler bekannt. So hat er in den 50er Jahren ein Modell des Heiligen Grabes aus Holz nachgebaut. Bemalt hat es noch im Krankenbett ein Herr Söllner („Fritznweber“) aus Neusorg. Dieser Mann hat auch das Original in Pullenreuth schon mal malerisch ausgebessert. Kurz nachdem er mit dem Bemalen des Modells fertig war verstarb dieser Mann. Dieses Modell halte ich in Ehren und habe es der Steinwaldia als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Es soll ebenfalls im Weiß-Saal zu sehen sein.
Johann Spörrer im Dezember 2019
Jahrzehnte gingen ins Land, bis endlich das einmalige Heilige Grab wieder in der Pullenreuther Kirche zu sehen war. Das unermüdliche Bemühen der Gesellschaft Steinwaldia, allen voran Vorsitzender Norbert Reger, hatte Erfolg. Durch Zuschüsse und enormen Arbeitseinsatz wurde das historische Kunstwerk wieder in dei Gegenwart geholt. Am 5. April segnete Bischof Voderholzer dieses Grab.